Seitdem der Mensch in Städten wohnt, hat sich sein Gehirn so gut wie nicht mehr weiterentwickelt. In ein paar Jahrzehnten werden fast 70 Prozent der Menschen weltweit in einem städtischen Umfeld leben. Trotz den Vorteilen wie Wohlstand und einer besseren Gesundheitsversorgung, die häufig mit dem Leben in der Stadt assoziiert werden, stellt die Urbanisierung eine große gesundheitspolitische Herausforderung da (5).

Das rasante Leben in der Stadt scheint ziemlich stressig zu sein, denn Stadtbewohner haben ein 21 Prozent höheres Risiko für Angststörungen und eine 39 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit an affektiven Störungen zu erkranken. MRT-Untersuchungen haben das Stadtleben mit einer erhöhten Aktivität in der Amygdala in Zusammenhang gebracht (1).

Die Amygdala ist eine Gehirnstruktur, die an Emotionen wie Angst und der Freisetzung von Stresshormonen beteiligt ist. Bei Angststörungen und Depressionen ist die Amygdala besonders hochaktiv.

Zu den Anforderungen des stressigen, urbanen Lebens gehört die ständige Notwendigkeit, Informationen zu filtern, Ablenkungen zu ignorieren und Entscheidungen zu treffen. Unser Gehirn braucht Zeit, sich davon zu erholen. Damit ist nicht gemeint, es sich vor dem Bildschirm im Sessel gemütlich zu machen. Entspannungstechniken bei denen sich der Betroffene bewusst einbringen muss und damit der beruflichen und privaten Beschleunigung des Lebens entgegensteuert (Yoga, Meditation etc.), sind wesentlich wichtiger!

Hierbei kann die Natur eine ganz wesentliche Rolle spielen. Die Forschung zeigt: sogar kurze Interaktionen mit der Natur können unseren präfrontalen Kortex beruhigen. Der präfrontalen Kortex ist die Kommandozentrale des Gehirns (2).

In einem koreanischen Versuch hat bereits die Betrachtung städtischer Bilder den Blutfluss in der Amygdala-Region erhöht (3). In Japan fanden Wissenschaftler heraus, dass „Shinrin-yoku“ oder auch „im Wald baden“ (damit ist der Aufenthalt in der Natur gemeint) die geistige und immunologische Gesundheit verbessert. Hierfür werden u.a. die in der Waldluft enthaltenden ätherischen Öle und negativ geladenen Ionen verantwortlich gemacht, die mit unseren Darmbakterien in Wechselwirkung treten und deshalb das Immunsystem stärken (4).

Zeit in der Natur zu verbringen, ist zwar kein Allheilmittel, kann jedoch zu einer besseren psychischen Gesundheit und vor allem Belastbarkeit beitragen. Natur hilft uns, die Herausforderungen des Lebens zu meistern und uns zu erholen. Auch Städter können die Nähe zur Natur finden – zum Beispiel im Garten, auf Wiesen oder im Park um die Ecke. Gebt Eurem Gehirn eine Pause.

 

1 http://web.missouri.edu/~segerti/3830/CityLivingStress.pdf

2 http://spl.stanford.edu/pdfs/2015/Bratman%20LUP.pdf

3 http://ngm.nationalgeographic.com/2016/01/call-to-wild-text

4 http://theconversation.com/why-a-walk-in-the-woods-really-does-help-your-body-and-your-soul-53227

5 http://www.davidsuzuki.org/blogs/science-matters/2016/04/nature-calms-the-brain-and-heals-the-body/