Essig wird seit Jahrhunderten nicht nur in der Küche sondern auch als universelles Heilmittel verwendet. Insbesondere Apfelessig ist ein bewährtes Volksheilmittel, dessen Wirkung lange Zeit nicht bewiesen war. Wenn übrigens von Apfelessig die Rede ist, handelt es sich um ungefilterten, naturtrüben Apfelessig. Dieser enthält Stränge von Proteinen, Enzyme und freundliche Bakterien, die sich am Boden absetzen und als „Mutter“ bezeichnet werden.

Wissenswertes über Apfelessig

  • Apfelessig entsteht durch gegärten Apfelsaft. Dabei verwandeln Hefen den Zucker der Äpfel unter Luftabschluss in Alkohol. Wird dieser Apfelwein warm und offen gelagert, dann fermentieren die Essigsäurebakterien den Alkohol mit Hilfe von Sauerstoff zur Essigsäure (dem Wirkstoff in Essig) – ein Prozess, der einige Wochen in Anspruch nimmt.
  • Essigsäure wurde traditionell zur Reinigung und Desinfektion und zur Behandlung von Nagelpilz, Läusen, Warzen und Mittelohrentzündungen verwendet. Viele dieser Anwendungen sind wissenschaftlich zwar noch nicht belegt, aber schon Hippokrates, der Vater der modernen Medizin, verwendete Essig zur Reinigung von Wunden bereits vor über zweitausend Jahren.
  • Apfelessig enthält nur etwa 3 Kilokalorien pro Esslöffel
  • Apfelessig ist nicht gerade vitamin-oder mineralstoffreich, enthält abere kleine Mengen Kalium, Aminosäuren und Antioxidantien.

Uns haben natürlich jene gesundheitlichen Wirkungen von (Apfel-)Essig interessiert, die von der Wissenschaft bisher bewiesen werden konnten. Nach reiflicher Recherche sind wir sind mehr als fündig geworden:

GEGEN KEIME

  • Essigsäure ist stark antimikrobiell und tötet verschiedene Arten von Bakterien bzw. Krankheitserreger ab (1). Des weiteren hat sich Essig auch als Konservierungsmittel für viele Lebensmittel bewährt, insbesondere zur Vermeidung von krankheitsverursachenden Keimen wie E. Coli (2).

Apfelessig soll auch gegen Akne helfen, indem es schädliche Bakterien (Propionibacterium acnes) der Hautflora hemmt. Hierzu haben wir aber noch keine gesicherten Quellen gefunden.

GEGEN TYP 2-DIABETES UND METABOLISCHES SYNDROM

Die mit Abstand erfolgreichste Anwendung von Apfelessig fanden wir in Studien mit Typ-2-Diabetikern:

  • Apfelessig verbesserte die Insulinempfindlichkeit während einer stark kohlenhydrathaltigen Mahlzeit um 19-34% , dabei verringerte sich der Blutzucker sowie die Insulinreaktion (3).
  • Apfelessig reduzierte den Blutzucker um 34%, wenn 50 Gramm Weißbrot gegessen wurde (4).
  • 2 Esslöffel Apfelessig vor dem Zubettgehen reduzierten den Nüchtern-Blutzucker um 4% (5).
  • Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Essig das Sättigungsgefühl erhöht (besonders zusammen mit High-Carb Mahlzeiten) und somit dabei hilft, weniger zu essen (6).
  • Eine Studie an übergewichtigen Personen konnte zeigen, dass die tägliche Einnahme von Essig zu reduziertem Bauchfett, Taillenumfang, niedrigeren Triglyzeriden im Blut und Gewichtsverlust führten (7). Es sei jedoch angemerkt, dass die Studie über 12 Wochen verlief und sich der Gewichtsverlust unter 2 kg befand (also eher bescheiden). Apfelessig schein somit ein kleines Hilfsmittel zur Gewichtsreduktion dazustellen, vor allem durch die Förderung des Völlegefühls und durch seine stabilisierende Wirkung auf den Blutzucker.
  • Mehrere Studien haben gezeigt, dass Essig Triglyzeride im Blut sowie Cholesterin und Blutdruck reduzieren kann, allerdings handelte es sich hierbei um Studien an Ratten und Mäusen, die erst noch an Menschen bestätigt werden müssen (8).

GEGEN KREBS

Essig wird sogar eine Anti-Krebs-Wirkung zugesprochen. Führt das nicht zu weit? Scheinbar nicht, denn einige Studien offenbarten, dass Essig Krebszellen töten und Tumore schrumpfen lassen kann (9) (10). Diese Studien wurden allerdings in vitro durchgeführt (im Reagenzglas) und noch nicht an lebendigen Menschen überprüft. Übrigens wurden die meisten der Studien mit Reisessig durchgeführt, nicht mit Apfelessig. Wie es scheint, ist Apfelessig gegen Krebs wirksam (11). Nach heutigem Forschungsstand ist es aber noch zu früh, Empfehlungen auszusprechen.

Im Internt kursieren Unmengen von wilden Behauptungen über Apfelessig. Einige Websites sagen, Apfelessig gibt Energie, andere versprechen eine gesunde Verdauung. Leider bewegen sich viele dieser Behauptungen wissenschaftlich auf dünnem Eis. Ein Mangel an Beweisen muss aber nicht heißen, dass diese Behauptungen nicht stimmen.

Wenn wir von den bis dato verfügbaren Beweisen ausgehen, scheint Apfelessig für die Gesundheit nützlich zu sein. Auf jeden Fall ist Apfelessig ein idealer Kandidat für einen Selbstversuch, denn schädliche Nebenwirkungen sind unbekannt. Am besten lässt sich Apfelessig für Salatdressings oder Mayonnaise verwenden. Er kann auch in Wasser verdünnt getrunken werden. Die Dosierungen reichen von 1-2 Teelöffel (5-10 ml) auf 1-2 Esslöffel (15-30 ml) pro Tag. Probiere es mal aus!

Quellen:

1 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10656352

2 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9713753

3 http://care.diabetesjournals.org/content/27/1/281.long

4 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/7796781

5 http://care.diabetesjournals.org/content/30/11/2814.full

6 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16321601

7 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19661687

8 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16611381

9 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15630260/

10 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15149153/

11 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17827702